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Der Autor

Dr. Oliver Huxhold ist Psychologe und leitet am Deutschen Zentrum für Altersfragen den Forschungsbereich Soziale Beziehungen und Gesundheit.

Die Autorin

Stefanie Hartmann ist Literaturwissenschaftlerin und am Deutschen Zentrum für Altersfragen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Wir können es uns nicht leisten, Einsamkeit im Alter nicht zu bekämpfen

Das Thema Einsamkeit rückt seit Jahren immer stärker in den Fokus. Warum ist es so gefährlich, wenn ältere Menschen einsam sind? Und wie können wir damit umgehen? Antworten aus dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA).


Was ist Einsamkeit eigentlich?

Einsamkeit ist das Gefühl, das entsteht, wenn die bestehenden sozialen Beziehungen nicht die individuellen Bedürfnisse nach Geborgenheit und Zugehörigkeit befriedigen können. Dabei ist es wichtig, Einsamkeit und Alleinsein voneinander zu unterscheiden. Alleinsein kann selbstgewählt und als angenehm empfunden werden. Und Einsamkeit, auch wenn sie oft mit Alleinsein einhergeht, kann auch in Gesellschaft, sogar in engen Beziehungen, empfunden werden. „Einsam bist du sehr alleine, und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit“, schrieb Erich Kästner. Das trifft es ganz gut.


Wie erfasst man Einsamkeit wissenschaftlich?

Menschen direkt danach zu fragen, ob sie sich einsam fühlen, macht ebenso wenig Sinn, wie zu fragen, ob sie sich depressiv fühlen – zu sehr sind diese Themen mit Scham besetzt oder werden Symptome vielleicht gar nicht richtig interpretiert. Für das Messen von Einsamkeit gibt es daher verschiedene Listen von Fragen, die um das Thema Einsamkeit kreisen. Aus den Antworten auf diese lässt sich dann das subjektive Einsamkeitsempfinden der Befragten ableiten. Im Deutschen Alterssurvey setzen wir z. B. eine internatio­nal etablierte Skala ein, die aus sechs Items besteht, u. a. zu Geborgenheit und engen Freund:innen (de Jong-Giervald/van Tilburg 2006).


Welche Rolle spielt das Thema Einsamkeit für ältere Menschen?

Tatsächlich zeigen unsere Untersuchungen, dass Ältere im Schnitt kaum einsamer sind als Menschen mittleren Alters. Das Risiko einsam zu werden, ist mit 40 Jahren etwa gleich hoch wie mit 85 Jahren. Am Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) betrachten wir nur die zweite Lebenshälfte, doch ist aus anderen Studien bekannt, dass auch Jugendliche häufig über Einsamkeitsgefühle berichten. In der zweiten Lebenshälfte gibt es einen leicht u-för­migen Verlauf, d. h. im Alter von 60 bis 65 Jahren ist das Risiko etwas geringer einsam zu sein (Huxhold/Engstler 2019; Abb. 1). Dennoch lässt sich mit unseren 2017 erhobenen Daten zeigen, dass das Einsamkeitsrisiko in der zweiten Lebenshälfte bei ca. 9 % liegt und die Schwankungen nur gering sind. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Deutschen Alterssurvey, aus dem diese Zahlen stammen, die Heimbevölkerung kaum repräsentiert ist und wir daher die Einsamkeitsquote insgesamt eventuell leicht unterschätzen. Auch ob die gestiegenen Einsamkeitsquoten während der Pandemie sich wieder auf einem niedrigeren Niveau einpegeln, bleibt abzuwarten.


Warum ist es trotzdem wichtig, der Einsamkeit Älterer besonderes Augenmerk zu schenken?

Hinter den genannten 9 % verbergen sich immerhin etwa 3,5 Millionen…

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