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Die Autorin

Dr. Sabine Diabaté ist Forschungsgruppenleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundes­institut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden.

Die Autorin

Lena Frembs ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden.

Der Autor

Prof. Dr. Martin Bujard ist Forschungsdirektor am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und Professor für medizinische Soziologie an der Universität Heidelberg.

Der Autor

Dr. Till Kaiser forscht und lehrt als wissenschaftlicher Mit­­­arbeiter der Arbeitsgruppe Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt empirische Schul- und Unterrichtsforschung an der Universität Osnabrück.

Die Autorin

Kristina Kott leitet das Referat „Freiwillige Haushaltserhebungen – Kommunikation mit Privathaushalten und Ergebnisverbreitung“ des Statistischen Bundesamtes.

Emotionale und soziale Einsamkeit in Deutschland

Verbreitung, Risikofaktoren und Implikationen

Einsamkeit ist in Deutschland zuletzt deutlich angestiegen. Welche Bevölkerungsgruppen sind davon besonders betroffen? Auf Basis des Familiendemografischen Panels FReDA werden unterschiedliche Arten von Einsamkeit für 18- bis 53-Jährige erfasst. Ergänzend werden neue Daten der Zeitverwendungs­erhebung (ZVE) einbezogen, die die hohe soziale Einsamkeit verdeutlichen. Basierend auf aktuellen empirischen Befunden werden Schutz- und Risikofaktoren der Einsamkeit diskutiert und die Frage, wie die soziale Eingebundenheit und Unterstützung zukünftig gestärkt werden kann.



Einsamkeit ist in vielen Industrieländern bereits ein Megathema, dem Politik und Gesellschaft mit großen Kampagnen und teilweise sogar expliziten Regierungsinitiativen begegnen. Dies betrifft individua­listische Gesellschaften wie Großbritannien ähnlich wie kollektivistische in Ostasien (Lykes/Kemmel­meier 2014). Spätestens seit der Covid-19-Pandemie ist Einsamkeit auch in Deutschland in der öffentlichen Debatte angekommen, auch das Bundesfamilienministerium hat 2022 mit der Arbeit an einer Strategie gegen Einsamkeit begonnen. Die subjektive Wahrnehmung von Einsamkeit ist als Ausdruck mangelnder sozialer Teilhabe, als Indikator sozialer Ungleichheit zu verstehen. Einsamkeit, vor allem die über einen längeren Zeitraum gehende, bedeutet erheblichen sozialen Stress für die Betroffenen (Luhmann/Buecker/Rüsberg 2023; Cacioppo/Cacioppo 2012). Sie kann als ein unangenehmes, sogar schmerzhaftes Gefühl beschrieben werden, das aus einer wahrgenommenen Diskrepanz zwischen gewünschten und tatsächlich vorhandenen sozialen Beziehungen entsteht (Peplau/Perlman 1982).

Die im Folgenden beschriebene chronische Einsamkeit ist von der sogenannten Zustandseinsamkeit abzugrenzen, die nur vorübergehend z. B. durch Umzüge oder kurzfristige Krankheit besteht und keine gesundheitlichen Risiken mit sich bringt. Chronische Einsamkeit hingegen ist in vielerlei Hinsicht problematisch, als „Public Health Concern“ und auch als gesamtgesellschaftliche Herausforderung zu verstehen. Individuell geht sie mit zahlreichen Gesundheitsrisiken einher. Einsame haben z. B. häufiger Schlafprobleme, ein höheres Risiko für koronare Herzerkrankungen, Schlaganfälle oder Herzinfarkte und eine reduzierte Immunabwehr. Sie sind zudem suchtanfälliger und zeigen vorzeitig physiologische Alterungsprozesse.

Neben den gesundheitlichen Risiken haben einsame Menschen auf gesellschaftlicher Ebene ein höheres Risiko, sich zu isolieren, zu vereinzeln, sich sogar politisch oder religiös zu radikalisieren. Damit bedeutet eine zunehmende Einsamkeit in der Bevölkerung auch ein Risiko für die Demokratie, weil sie den inneren sozialen Zusammenhalt gefährdet. Politisch ist das Problem bereits erkannt, ein Maßnahmenkatalog soll im Rahmen der Strategie der Bundesregierung zur Einsamkeits-Bekämpfung in den…

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